Wir ehren Gott auch mit Nichtstun!
Sommerferien-Gedanken unseres evangelischen Schulpfarrers Henner Maas
Gehören Sie auch zu den Menschen, die eigentlich immer beschäftigt sind? Die nie mal wirklich Zeit haben, sich zu langweilen? Bei denen die Liste, was sie noch tun wollen, immer länger wird, je mehr sie tun?
In der Bibel hat Gott am letzten Tag seiner Schöpfung geruht – und damit die Ruhe in seine Welt gepflanzt. Jeder Tag seiner Schöpfung hatte sein Ziel und seinen Zweck – der letzte Tag hat dagegen hatte keinen Nutzen. Gott ruht aus und er lässt seine Schöpfung ruhen. Gott tritt zurück von seinem Werk und entzieht sich der dauernden Wiederkehr des Machens und Schaffens.
Viele von uns tun das auch in den nächsten Wochen, denn mit den Sommerferien in der kommenden Woche beginnt die Ferienzeit – für viele Menschen die schönste Zeit im Jahr.
Für Jüdinnen und Juden heißt der letzte Tag der Schöpfung „Sabbat“. Auf Deutsch übersetzt: „aufhören“. Nach der Zeit des Schaffens bringt der Sabbat den Tag der Ruhe. Der Sabbat und der christliche Sonntag, der ihn beerbt, sie „entschleunigen“ die Zeit. Die Zeit wird angehalten und wird verwandelt zur Ruhe, zum Müßiggang, zum Nachdenken, zur „inneren Einkehr“ …
Der Sabbat ist Israels Geschenk an die Menschheit!
Gott schenkt uns Menschen auch die Zeit zum Nichts-Tun – und damit zum kreativen Leben, das Nachdenken über das Lebens und der Beziehungen, in denen wir sind. Wir ehren Gott auch mit Nichtstun! Das muss man sich erst einmal erlauben!
Der Sabbat hält unsere Zeit an. Sabbat ist ganz einfach „Zeit haben“, „Zeit leben“, „Zeit spüren“. Und darin Gott nahe sein.
Wahrscheinlich besuchen so viele Menschen deswegen in den Ferien auch so gerne fremde Kirchen und Kathedralen – weil wir ahnen: Es ist nicht unsere Zeit, die wir leben, es ist Zeit, die uns geschenkt ist, um zu leben.
Für die anstehende Ferienzeit wünsche ich Ihnen eine solche freie Zeit, „Frei-Zeit“, nicht nur für sich selbst, sondern auch zum verschenken und Zeit zum zufrieden-sein-können.
Schöne Ferien!