Statt Schulbuch heißt es nun Stimmzettel – Bundestagswahl 2025 am Gymnasium St. Ursula
Über 7000 Schulen nehmen aktuell bei der deutschlandweit stattfinden „Juniorwahl“ teil. Knapp 1500 in NRW. Eine Schule davon ist unsere – das Dorstener Gymnasium St. Ursula.
Wie schon in unserem Vorbericht zur Juniorwahl vom 10.02.2025 zu lesen, simulieren die Schüler den Wahlakt. Angeboten wird die Juniorwahl vom Kumulus-Verein in Berlin zu Europa-, Landtags- und Bundestagswahlen. Der Verein möchte mit der Juniorwahl im Rahmen der politischen Bildung das Demokratielernen unterstützten. Schulen können sich freiwillig anmelden und werden mit Stimmzetteln, Wahlkabinen und weiteren Wahlutensilien unterstützt.
Seit einigen Wochen schon laufen die Vorbereitungen für die Wahlwoche an der Schule auf Hochtouren. Und seit dem Wochenbeginn, am 17. Februar, dreht sich in den Pausen und im Politikunterricht alles um die Bundestagswahl.
„Alles läuft auf den 23. Februar hin“, erklären die angehenden Abiturienten Jonah Sackers und Erik Rozanski, die als Vorsitzende des Wahlvorstands mit ihren Wahlhelfern maßgeblich die Durchführung der Juniorwahl für knapp 700 Schüler organisieren.
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„Schon vor zwei Wochen haben wir am Donnerstag-nachmittag alle Wahlbenachrichtigungen eigenhändig ausgefüllt und in den Schulstunden am Vormittag in den Klassen und Kursen verteilt“, erinnert sich Emma Kleinebrecht, die als Wahlhelferin gerade in der Aula, die kurzerhand zum Wahllokal umgebaut wurde, tätig ist. Emma sitzt zusammen mit Robin Wolf hinter dem Tisch, an dem die Stimmzettel herausgegeben werden. Vor dem Tisch der beiden hat sich eine lange Schlange gebildet. Die gesamte Klasse 7c ist gerade ins Wahllokal gekommen.
Während Robin die ersten Namen im Wählerverzeichnis sucht und abhakt, schauen sich viele Schüler aus der 7c neugierig um, in der einen Hand ihre persönliche Wahleinladung haltend, in der anderen Schülerausweis und Kugelschreiber. Für diese Jahrgangsstufe ist es die erste Wahlsimulation. Dementsprechend gut vorbereitet wurde das Thema Bundestagswahl im Politik-Unterricht. Begleitet werden die jungen Wähler auf dem Gang ins Wahllokal von ihrem Politik-Lehrer Christoph Sondern, der erklärt: „Wie die Wahl abläuft, wie man sich im Wahllokal verhält und mit welcher Stimme ich wen bzw. was wähle, haben wir zuvor im Unterricht besprochen.“
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So geordnet, wie gerade die Schüler der 7c ihre Wahlzettel entgegennehmen und ausfüllen, läuft es an den Schulvormittagen in dieser Woche fast stündlich in der Aula ab. Magdalena Tyllo, ebenfalls Teil des Organisationsteams, erklärt, man habe im Vorfeld jeder Klasse bzw. jeder Jahrgangsstufe Wahlzeiten zugewiesen, damit ein reibungsloser Ablauf der Wahl möglich ist. Und so strömen die einzelnen Gruppen im Schulstunden-Takt in die umfunktionierte Aula. Aus der 8c betritt Mathilda Czipura als erste das Wahllokal. Sie berichtet, dass sie im Unterricht zuvor in Gruppen die Positionen der verschiedenen Parteien erarbeitet hätten.
„Ich finde die Juniorwahl eine gute Aktion,
da man so schon mal erfahren kann,
wie es ist, wenn man ´in echt´ wählen geht und den Ablauf kennt.“
(Mathilda Czipura, 8c)
Informieren konnten sich die Schüler vor der Wahl zudem im schuleigenen Info-Raum, den die Fachschaft Sozialwissenschaften schon traditionell zu einer Wahl in der dritten Etage einrichtet. Auf die Frage, ob der zu einem Info-Zentrum umfunktionierte Kursraum hilfreich ist, antwortet Moritz Ehmanns (10c): „Ja, auf jeden Fall, da man dort mehr Informationen zu den Wahlprogrammen der einzelnen Parteien erfahren kann.“ An mehreren Infoständen finden die Besucher dort Wahlprogramme, Themenheftchen und Wahlplakate vieler Parteien. Und so wurde zuvor die ein oder andere Politik-Stunde in das Info-Zentrum verlegt. „Ich finde es besonders gut, dass man dort an den iPads den Wahl-O-Mat ausprobieren kann“, pflichtet Karolina Baums (10c) bei.
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Beide sehen das Angebot der Juniorwahl positiv. „Ich finde die Aktion sehr gut, da man sich so schon auf die richtigen Wahlen vorbereiten kann und zum Beispiel lernt, wie ein Wahlzettel aussiehst“, so Moritz. Das Wahlalter abzusenken, hält er indes für keine gute Idee. „Weil man in einem jüngeren Alter eventuell noch zu ´unreif´ zum Wählen ist und beispielsweise durch Freunde oder Familie beeinflusst wird oder sich von deren Meinung mitreißen lässt“, so Moritz weiter. Matilda (8c) hingegen vertritt die Ansicht, dass auch junge Leute mehr Einfluss in der Politik und in die Zukunftsgestaltung haben sollten.
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Am Ende der Woche, nachdem das Wahllokal geschlossen hat, beginnen Jonah, Erik, Emma, Robin und Magdalena unter Anwesenheit der anderen Wahlhelfer aus dem Abiturjahrgang, die Stimmzettel auszuzählen. Nach einer Kontrollzählung wird das offizielle Schulergebnis dann nach Berlin gemeldet. Bei den Initiatoren des Kumulus-Vereins fließen die Ergebnisse der rund 7000 Schulen zusammen. Veröffentlicht wird das Gesamtergebnis dann am Sonntagabend ab 18 Uhr. Übrigens: Die Wahlhelfer am Gymnasium St. Ursula sind zur Verschwiegenheit verpflichtet und dürfen über das Schulergebnis nicht vor Veröffentlichung am Sonntag (siehe Homepage der Juniorwahl) berichten.
Gespannt muss die Schülerschaft also bis zur nächsten Woche warten. Dann fließt das Wahlergebnis in die ein oder andere Unterrichtsstunde mit ein. „Auch nach der Bundestagswahl, wenn es beispielsweise um die Statements der Spitzenkandidaten und die Regierungsbildung geht, wird die Bundespolitik weiterhin Thema im Unterricht sein. Das ist eigentlich ein Selbstläufer, denn wir merken, dass die Jugend sehr politikinteressiert ist und verstehen möchte, wie Politik, Regieren und Einflussnahme in unserer Gesellschaft funktioniert“, erläutert Politik-Lehrer Adrian Deckers, der als Fachschaftsvorsitzender die Juniorwahl an der Schule organisiert.