SoWi-LK entscheidet über europäische Erweiterung
Zum Schengen-Jubiläum 2020 wurden in Europa die Binnengrenzen wieder geschlossen. Corona stellt die europäische Solidarität vor eine Reifeprüfung. Großbritannien ist offiziell zum 01. Januar 2021 aus der europäischen Familie ausgetreten. Wohin geht die Europäische Reise?
Unter dieser Frage haben sich die Schülerinnen und Schüler des Leistungskurses Sozialwissenschaften von Herrn Deckers in den letzten Wochen intensiv mit der Europäischen Union, den Institutionen und ausgewählten Krisensituationen beschäftigt.
Abschließend haben sich die Kursmitglieder am 22. Juni in dem ganztägigen Planspiel „Fokus Balkan“ vom Civic Institut für internationale Bildung mit der Erweiterung der Europäischen Union beschäftigt. Simuliert wurde hierbei der komplexe Beitrittsprozess in die Europäischen Union, orientiert an folgenden Fragen: Wie kommt man in die EU? Welche Kriterien müssen erfüllt werden? Welche Interessen verfolgen Mitgliedstaaten, Bewerberstaaten und die Bürgerinnen und Bürger? Und wie werden die Interessen in der EU verhandelt?
Dazu haben die beiden Civic-Dozenten Isabel Hohmann und Max Lucht unsere Schule besucht, um mit dem Kurs das Planspiel durchzuführen. Bereits um 7.45 Uhr haben die beiden zwei Kursräume unserer Schule mit Spielmaterialen und weiterem Equipment dekoriert, sodass kurzerhand eine Europäische Kommission, ein Europäisches Parlament und ein Europäischer Rat entstanden sind. Nach einem kleinen Einführungsvortrag durften alle Schülerinnen und Schüler ihre Rollen wählen, sich fiktive Spielnamen aussuchen und ihre Rollen vorbereiten. Nach einer Einarbeitungsphase stellten die im Spiel ausgesuchten Länder „Nordmazedonien“ und „Albanien“ ihre Beitrittsgesuche an die EU. Mit einer Rede des Kommissionspräsidenten Esposito (Robin Fischer), die feierlich durch die Europahymne eingeleitet wurde, haben dann die Beitrittsverhandlungen begonnen. Abwechselnd liefen die Regierungsvertreter, Abgeordneten sowie Staats- und Regierungschefs hin und her, diskutierten, fragten nach und loteten aus, ob die beitragswilligen Kandidaten die Kopenhagener Kriterien erfüllen und somit eine realistische Chance haben, der EU beizutreten. „Es ist interessant, wie die Vertreter von Gremium zu Gremium wandern und dabei festzustellen, welche Institutionen wie viel Macht haben“, so Annika Meller (im Spiel Parlamentsabgeordnete Camille Duobuis).
Die Regierungsvertreter von „Nordmazedonien“ und „Albanien“, gespielt von Franca Beckmann, Helen Zens, Anna Feller und Lilli Bona, haben ihre Rollen sehr gut vorbereitet und keinen Versuch ausgelassen, um die Stärken ihrer Länder hervorzuheben und für einen Beitritt zu werben. „Man muss gut argumentieren, um sich als Land gut darzustellen“, so Franca (als Regierungsvertreterin Anisa Veseli).
Nach einer kurzen Mittagspause in der Dorstener Eisdiele und kleinen informellen Gesprächen am Rande des Gipfels haben Kommission, Parlament und Rat ihre „Empfehlungen“ bzw. Entscheidungen in einer abschließenden Sitzung bekannt gegeben: Während Nordmazedonien den Status des Beitrittskandidaten nicht erhalten hat, sah der Rat letztendlich gute Chancen für Albanien, weitere Gespräche mit dem nun neuen Beitrittskandidaten aufzunehmen.
Trotz vieler Krisen und einem historischen Ausstieg eines Mitgliedslandes blickten die Kursteilnehmer am Ende des Tages durchaus positiv in die europäische Zukunft. Es gehe schließlich um die gemeinsame Zukunft, so Tom Lumma in der abschließenden Feedback-Runde. Auch Carolin Hochstrat, die während des Planspiels in die Rolle der griechischen Außenministerin Delia Diogenes schlüpfte, bilanzierte, dass die europäische Gemeinschaft wichtig sei. Die EU verlöre den Status als Global Player im Vergleich zur aufstrebenden asiatischen Region. Eine vertiefte europäische Integration, bei der willige Staaten voranschreiten, sei eine Option. Auch Laura Teller zog ein positives Fazit nach dem Planspieltag: „Man hat einen realistischen Blick dafür bekommen, wie lange Beitrittsverhandlungen dauern können und wie viele Meinungen und Interessen sich dabei gegenüberstehen.“
Wir danken der Konrad Adenauer Stiftung, die erneut als Organisator fungierte und die Durchführung betreute.