„Nur seine Geige ist geblieben“
Q2 Geschichts-LK und 9er WP-Musik-Kurs besuchen gemeinsam den Vortrag „Nur seine Geige ist geblieben“
Anlässlich des Holocaust-Gedenktages am 27. Januar 2024 veranstaltete das Jüdische Museum Westfalen am 25. Januar den Vortrag „Nur seine Geige ist geblieben“. Im Zentrum dieses Vortrags, welcher von dem jüdischen Konzertpianisten Roman Salyutov gehalten und gemeinsam mit dem Violinisten Alexander Lifland auch musikalisch gestaltet wurde, stand die Geige des russisch-jüdischen Violinisten Itzchak Orloff. Das von Orloff geliebte Instrument, welches um 1770 in der Region Mittenwald gebaut wurde, übergab er kurz vor seiner Deportation in das Konzentrationslager Auschwitz seiner Ensemblekollegin Lola Grün. Sie solle die Geige für ihn aufbewahren, bis sie sich wiedersähen. Itzchak Orloffs Spur verliert sich mit seiner Deportation. Möglicherweise starb er bereits während des Transports, oder er wurde in den Gaskammern des Konzentrationslagers Auschwitz ermordet. So verstummte die Geige über 80 Jahre lang. Da das Instrument für Lola Grün emotional zu belastet war, spielte sie Orloffs Geige nie wieder.
Historisch und musikalisch versiert, berichtete Roman Salyutov anschaulich von dem Schicksal Orloffs und vieler anderer jüdischer oder jüdisch-stämmiger Musiker und Komponisten, so unter anderem Gustav Mahler und Felix Mendelsohn-Bartholdy. Dabei stand die Frage im Mittelpunkt, wie diese Musiker mit den antisemitischen Herabsetzungen und Anfeindungen umgegangen sind, die ihnen zeitlebens entgegengebracht wurden und ihre künstlerische Arbeit erschwerten. Salyutov arbeitete in seinem Vortrag den Kernkonflikt, die Frage nach der Möglichkeit, die eigene jüdische Identität zu bewahren und zugleich in einer von Antisemitismen durchsetzten Gesellschaft künstlerisch erfolgreich zu sein, pointiert heraus. Die Schülerinnen und Schüler des Q2 Geschichts-LKs von Frau Terlau und des 9er WP-Musik-Kurses von Herrn Biermann verfolgten die historischen Ausführungen und den musikalischen Vortrag gespannt, illustrierten doch die ausgewählten Musikstücke passend die zuvor beleuchteten historischen Stationen im Leben Orloffs. Als der Vortrag nach ca. 80 Minuten mit einer berührenden Darbietung des Themas aus dem 1993 erschienen Film „Schindlers Liste“ endete, bedankten sich die anwesenden Zuhörer mit einem warmen Applaus für einen Vortrag, der durch die Betrachtung eines Einzelschicksals Einblicke in die Biografien vieler jüdischer Künstler des 19. und 20. Jahrhunderts bot. Im Namen aller Anwesenden möchten wir uns herzlich beim Jüdischen Museum und der Stadt Dorsten für diese bereichernde Veranstaltung bedanken.