Nathan der Weise
5.3.2020 Am Freitag, den 28. Februar, gastierte das „Forum-Theater Wien“ in der Aula der St. Ursula Realschule und bot den Schülern und Schülerinnen der Q1 und Q2 unserer Schule ihre Inszenierung des Dramas „Nathan der Weise“, geschrieben von Gotthold Ephraim Lessing, in einer Privataufführung dar.
Lessing selbst, so heißt es in einer kurzen Einleitung des Hauptdarstellers, habe nicht nur das deutsche Theater auf eine besondere Weise geprägt, bis heute sei er darüber hinaus für seinen Toleranzgedanken sowie seine aufklärerischen Ansichten bekannt, gerade auch in Hinblick auf die Religionen. Diese Grundeinstellung Lessings werde dabei auf besondere Weise in seinem letzten Werk „Nathan der Weise“, dessen Uraufführung er nicht mehr erleben sollte, deutlich.
Bei der dargebotenen Aufführung handelt es sich um eine gekürzte Version, welche sich, auch auf Grund der begrenzten Darstellerzahl von gerade einmal drei SchauspielerInnen, auf die für das Gesamtverständnis prägnantesten Szenen und Figuren beschränkt. Die bewusst eingesetzte Reduzierung in Bühnenbild und Requisiten lenkt die Betrachtung des Zuschauers dabei konsequent auf die bedeutende Handlung sowie auf die kunstvollen Dialoge der Akteure – kurz gesagt: der Inhalt und die Botschaft stehen im Fokus.
Das Drama „Nathan der Weise“, welches den Schülern und Schülerinnen bereits aus dem Deutschunterricht bekannt war, entfaltet dabei in der szenischen Darstellung erst seine tatsächliche Wirkungsweise. So erwachen der Klosterbruder, der Tempelherr, Nathan, Recha und Saladin plötzlich zum Leben und mit ihnen zahlreiche Szenen.
Den Höhepunkt der Aufführung stellt, wie auch im klassischen Drama, die Ringparabel dar. Die beinahe provokante Frage Saladins nach der „einzig wahren“ Religion beantwortet Nathan dabei anhand eines Gleichnisses, in welchem er die Toleranz gegenüber den Religionen pointiert.
Gerade angesichts aktueller politischer und religiöser Differenzen und Konflikte wird deutlich, dass die Thematik und Aussagekraft des Dramas „Nathan der Weise“ auch beinahe 250 Jahre nach seiner Veröffentlichung nicht an Relevanz verloren hat.
Ganz im Gegenteil; die Botschaft scheint wichtiger denn je!
Insgesamt handelt es sich um einen gelungenen Auftritt, in welchem trotz der inhaltlichen Fülle auch einige, durch Situationskomik bedingte, lustige Stellen ihren Platz finden.
Luca Julie Kuhlmann