Zeitzeuge – Leslie Schwartz berichtet Schülern, wie er den Nazi-Terror überlebte

 

img_0967

Zu einem Zeitzeugengespräch mit Leslie Schwartz waren am Dienstag 80 Schülerinnen des St. Ursula Gymnasiums (aus Jg, 9, Eph und Q1) im Jüdischen Museum eingeladen. Leslie Schwartz hatte das Grauen des Holocaust überlebt. Mit einer Schusswunde am Kopf, halb verhungert und an Typhus erkrankt, doch er hatte das KZ Dachau mit seinen Außenlagern und den Mühldorfer Todeszug überstanden. Mehrfach sei er dem Tod nahe gewesen. Immer wieder hat er in scheinbar ausweglosen Situationen überlebt. „Es war ein Wunder“, berichtete der heute 86jährige, der einen Teil des Jahres in Münster lebt. Der Vortrag war in englischer Sprache, denn Schwartz emigrierte 1946 in die USA.

Als 14-Jähriger Junge wurde Leslie Schwartz im April 1944 aus seinem ungarischen „Kuhdorf“, so Schwartz, nach Auschwitz deportiert. Seine ganze Familie wurde von der Rampe weg in den Gaskammern ermordet. Leslie Schwartz kam in das Kinderlager, wenig später mit einem anderen „Transport“ in das KZ Dachau. „Ich war überhaupt nur noch Haut und Knochen“, erzählt Schwartz in einem Dokumentarfilm des Bayerischen Rundfunks, der den Schülern gezeigt wurde. Damals habe er sich gefragt, ob ein Mensch ohne Fleisch auf den Knochen eigentlich leben könne. „Ich war nur eine Nummer“, beschrieb er den Schülern seine Existenz als jüdischer KZ-Häftling. „Häftlingsnummer 71253 – ein Mensch durfte ich nicht mehr sein.“

Die Geschichte seiner Verfolgung ist geprägt von Brutalität, Grausamkeit und permanentem Hunger. Doch gab es auch Menschen, die ihm mit Liebe und Respekt begegneten: Drei Deutsche haben ihm in dieser Zeit Gutes getan, gaben ihm zu essen, zwangen ihn nicht zur Arbeit. Erst im Alter hat er angefangen, seine Geschichte jungen Menschen zu erzählen, weil ihm dies die Hoffnung gebe, dass so etwas nie wieder geschehe, so Schwartz. Eine Botschaft hatte er für die Anwesenden zum Ende: „Lasst euch nicht anstecken von Rassismus, Vorurteilen und Antisemitismus.“ Und: „Be a ‚Mensch‘!“ wünschte sich Leslie Schwartz von seinen ZuhörerInnen, die die Möglichkeit, Fragen zu stellen, reichlich nutzten.

img_0973

(H. Maas)