„Stolpersteine in Dorsten“ – Eine Broschüre gibt Auskunft

Es war das letzte Projekt, das mit Hilfe des Bürgerfonds von „Wir machen MITte“ realisiert werden konnte: Eine Broschüre zu den Stolpersteinen, die in der Altstadt von Dorsten, aber auch in Wulfen und Lembeck, an verschleppte und ermordete jüdische EinwohnerInnen Dorstens erinnert.

Mit kurzen erläuternden Texten und Bildern lädt die Broschüre „Stolpersteine in Dorsten“ zu einem Erinnerungsrundgang in 10 Stationen ein. 38 Stolpersteine, kleine Betonquader mit einer Messingplatte, sind bisher vor 10 Häusern in Dorsten verlegt worden und erinnern an Namen und Schicksal von jüdischen MitbürgerInnen, die dort zuletzt gewohnt haben, bevor sie in den Tod deportiert wurden. Darunter auch die Familien, die am 23. Januar 1942, also vor 80 Jahren, von der Gestapo nach Gelsenkirchen verbracht wurden und dort am 27. Januar mit einem „Transport“, einem Zug mit 1.003 Jüdinnen und Juden, unter qualvollen Bedingungen nach Riga in das dortige Ghetto zur Ermordung gebracht wurden.

Herausgegeben hat die Broschüre das Gymnasium St. Ursula, das seit 2017 für die Altstadt eine Betreuungspartnerschaft für das Erinnerungs- und Geschichtsprojekt übernommen hat. Die Texte und Fotos hat mit viel Akribie und Sachwissen ein Team aus dem Jüdischen Museum Westfalen recherchiert und bearbeitet. Die sehr ansprechende Gestaltung hat das Graphikbüro Marc Kiecok übernommen. QR-Codes verlinken die Doppelseiten zur homepage „stolpersteine-dorsten.de“, wo es weiterführende und vertiefende Informationen gibt. Ein Stadtplan gibt Auskunft darüber, an welchen Stellen in Dorsten die Stolpersteine zu finden sind.

Die Broschüren im handlichen Taschenformat, für einen Rundgang gut geeignet, sind im Jüdischen Museum, in der Stadtinfo und beim Gymnasium St. Ursula kostenlos zu erhalten. Auch auf dem Wohnmobilparkplatz an der Eishalle sind Broschüren hinterlegt in der Hoffnung, dass sich auch Auswärtige für diesen Teil der Dorstener Geschichte interessieren und sich mit der Broschüre in der Hand auf den Weg machen.

Das Gymnasium St. Ursula will die Broschüre als Unterrichtsmaterial etwa im Geschichts- und Religionsunterricht einsetzen. Aber auch anderen Schulen und Bildungseinrichtungen wird die Broschüre zur Verfügung gestellt. 1.000 Exemplare sind zunächst einmal gedruckt worden.

Schülerinnen und Schüler aus dem 9. Jahrgang von St. Ursula haben sich mit der Broschüre schon auf den Weg gemacht. Das Titelbild hat vielen besonders gefallen: „Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist.“ „Dieser Satz regt zum Nachdenken an“, findet Marina Lücke. „Die kurzen und doch informativen Texte lassen einen eintauchen in das Leben und Geschehen in Dorsten damals“; meint Greta Ziemann. Und Klara Lenschen ergänzt: „Die vielen Bilder in der Broschüre erzählen noch einmal eigene Geschichten. Das ist wichtig!“ Klarissa Helene Höltken und Melina Maier finden die Broschüre „eine sehr gute Sache. Es ist bewegend und traurig zu sehen, dass so viele Menschen ohne jeglichen Grund ermordet worden sind, darunter auch einige Kinder. So etwas Schreckliches darf nie wieder geschehen!“


Schülerinnen aus dem 9. Jahrgang des St. Ursula Gymnasiums vor dem Haus Wiesenstraße 14, wo sich der ehemalige Synagogenraum befand, und den Stolpersteinen von Sara, Julius, Mathilde, Walter und Judis Metzger
(von links: Esther Kark, Belana Münich, Finia Stöppler, Celina Hamann, Lucia Muschellik)